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Der Ausbildner schaut hin, der Rekrut provokanterweise zurück: In "Eismayer" kommen sich der Vizeleutnant Eismayer Gerhard Liebmann, li. Dem militärischen Ausbildner eilt sein schlechter Ruf voraus. Die jungen Rekruten beim österreichischen Bundesheer stehen in Reih und Glied, doch auch ihre stramme Haltung kann die Nervosität nicht verbergen.
Als Eismayer dann erscheint, folgt der Drill wie das Amen im Gebet. Die Szenen, in denen sich sein Gesicht zur Fratze verzerrt, ohrenbetäubendes Geplärre sich Bahn bricht, stellen so etwas wie die Basslinie in David Wagners Debütfilm dar. Eine, die fraglos konterkariert werden wird.
Eismayer hatte sich in Mario Falak, einen ehemaligen Rekruten, verliebt. Noch dazu einen mit migrantischen Wurzeln, also einen, den er selbst gern als "Tschusch" verunglimpft hatte. Dass diese Geschichte "bigger than life" sei, sagt Wagner im STANDARD-Gespräch, das habe er gleich realisiert.
Bis daraus jedoch ein Spielfilm werden konnte, brauchte es mehrere Anläufe. Die Widersprüche, die in dieser Liebesgeschichte liegen, wollte er nicht ausbügeln. Der Eismayer und seine Lebensgeschichte sind aber ein Chaos; er bewegt sich in diesem militärische Rahmen, in dem alles darauf ausgerichtet, das eigene Schwulsein zu unterdrücken.
Eismayer erzählt vom aufreibenden Prozess dieses Coming-outs. Nicht nur das Ambiente des Heeres — gedreht wurde an Originalschauplätzen — ist ungewöhnlich, sondern schon der Fokus auf den von Gerhard Liebmann verkörperten Ausbildner selbst. Wagner sei es darum gegangen, hinter einen Archetypus zu gelangen, und zwar jenem des sadistischen Drill-Sergeants Hartman aus Stanley Kubricks Full Metal Jacket.
Im Heer ein Choleriker, wirkt Eismayer bei seiner Familie wie ein eingeschüchtertes Tier; seine homosexuellen Fantasien lebt er gelegentlich im Umfeld der Kaserne aus. Es liegt nahe, in der überspannten Männlichkeit seines Berufs-Ichs auch einen Akt der Kompensation zu sehen.
Eismayer sei noch in einer Zeit aufgewachsen, stimmt Wagner zu, in der ein Mann heterosexuell zu sein hatte — etwas anderes war nicht vorgesehen. Dort hat er jedoch realisiert, dass er in dem System gut kann. Weil er es liebt, Befehle zu bekommen, zu funktionieren.
Die Ausbildner würden ja auch dort eine Rolle spielen: "Sie gleichen einem Hirtenhund, der eine Schafherde zusammenhält. Durch seine Beharrlichkeit bringt er die unterdrückte Seite in Eismayer zum Vorschein. Diese Annäherung sei am delikatesten gewesen, weil sie nur graduell erzählt werden konnte.
Gegen jeden Widerstand: herzlich, ehrlich, verletzlich. Wagner hat sein Handwerk über zehn Jahre lang an etlichen Positionen beim Film gelernt, unter anderem auch als Assistent bei Stefan Ruzowitzky. Danach hat er an der New Yorker Tisch School und in Hamburg ein Regiestudium nachgeholt.
Man fange dennoch immer wieder bei null an, sagt er zum Eismayer -Dreh, bei dem viel Flexibilität gefragt war.
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Die Dreherlaubnis kam so kurzfristig, dass er mit Kameramann Serafin Spitzer oft erst am Set die Szenen entschieden habe. Eine Kooperation, bei der er ins Schwärmen kommt: "Wir wollten, dass sich die Bundesheerwelt und diese chaotische Gefühlswelt auch in den Bildern widerspiegelt.
Dass sich queere Themen zuletzt öfter im heimischen Kino wiederfinden, führt Wagner auf ein endlich verändertes Bewusstsein zurück. In der Sexualität, in Geschlechteridentitäten.