Los angeles schwule community linz

los angeles schwule community linz

Ich war 17 und wir hatten eben eine Band gegründet, Julius Zechner war zum Plattenhören und Spielen zum ersten Mal auf Besuch. Mit dieser kabarettreifen Vorstellung war im Frühjahr die sexuelle Revolution auch bei mir zu Hause angekommen. Sicher, »schwul« war für uns nicht unbedingt ein Schimpfwort mehr, androgyne Charaktere wie Bowie und Konsorten hatten das medial wirksame Spiel um die sexuelle Orientierung bereits eröffnet.

Los angeles feeling in linz: die schwule community neu entdecken

Schwul wie Helmut Berger oder bi wie Klaus Kinski oder gar Mick Jagger, das hatte für uns Teenager schon seinen faszinierenden, exotischen Glanz. Aber die Schwulen, die man bisher kannte oder glaubte zu erkennen, hielten das damals tunlichst geheim, Outing war ein unbekanntes Fremdwort.

Kein Wunder, waren ja sexuelle Beziehungen zwischen Frauen und solche zwischen Männern in Österreich bis vor kurzem noch verboten gewesen. Julius Zechner war der erste den ich kannte, der aus seiner Homosexualität kein Geheimnis mehr machte. Ganz im Gegenteil: Sein offensiv zu Schau gestelltes Schwulsein, sein tuntiges Gehabe, das war die hippe Ansage zur richtigen Zeit.

Unsere Band mit Julius an der Gitarre, und uns — um die Gunst der Mädchen buhlenden — Teenies Kurt Holzinger am Mikro, Christian Unger an den Drums und ich am Bass schlug rasch Kapital aus ihrer ungeniert zur Schau gestellten sexuellen Bandbreite. Julius auf der Bühne, da gab es was zu sehen.

Ein Mix der Kräfte, die in Linz das kommende Jahrzehnt den Takt vorgeben sollten. Julius, am Als einziger Nicht-Mittelschüler oder Nicht-Student in der Band musste er neben der Musik permanent arbeiten, um zu leben. Mit gern gesehenen Hetero-Gästen, eh klar. Julius war 82 Gründungsmitglied der bis heute tätigen HOSI, der Homosexuellen Initiative, der ersten ihrer Art in Österreich.

Strukturen schaffen und politisches Gewicht erzeugen, Solidarität leben im Kampf um die schwulen Menschenrechte! Bei den Heteros gab es dieses Schutzalter schon damals nicht mehr. Es sollte bis ! Julius sollte das nicht mehr erleben. Es war irgendwann , auf der Fahrt nach Wien zu einem Gig im CHELSEA.

Julius und ich hatten musikalisch mit DYNAMO URFAHR zwei Jahre zuvor wieder zusammengefunden, Mit Paul »La Batteria« Riedl an den Drums. Wir werkten im Trio, mit Hang zu 70er Hard Rock und Pub Rock Tradition. Irgendwo vor Sankt Pölten eröffnete Julius uns, dass er HIV positiv sei.

Unsere Freundinnen im Auto weinten, wir Jungs schluckten und ahnten, dass dies der Beginn des — wie ihn Julius selber nannte — »Langen Abschieds« war. Für Julius aber war es kein Grund zurück zu stecken. Beim 1. Europäischen Positiven Treffen am Münchner Marienplatz outete er sich vor Tausenden als Aids-Kranker und forderte: »Wenn ich damit leben muss, ihr müsst es auch!

Aber AIDS, bzw. Ein Schlag, von dem sich die Gay Community und unsere Stadt nie mehr erholen sollten. Jeder kannte einen, der daran gestorben war. Im März 92 spielten wir mit den Dynamos in einer Disco irgendwo im Mühlviertel, kalt war es, es lag noch Schnee, Julius verkühlte sich… Es sollte der letzte Auftritt gewesen sein.

Am Keine Frage.